Eckert & Ziegler AG

Pentixapharm: Abspaltung von Eckert & Ziegler

Der Berliner Radioisotopen-Konzern Eckert & Ziegler SE (EZAG) wird seine Tochtergesellschaft Pentixapharm AG abspalten. Diesen Schritt hat die Hauptversammlung der EZAG am 26. Juni 2024 gebilligt, um so die Entwicklung von Radio-Liganden für Diagnostik und Therapie vom Zuliefergeschäft der EZAG für Kunden aus der pharmazeutischen Industrie zu trennen. Gleichzeitig hat Pentixapharm von der FDA die Genehmigung einer Phase III-Studie für ein Radio-Diagnostikum erhalten.

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Die Eckert & Ziegler SE gehört mit über 1.000 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für die Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Die Gruppe bietet an mehreren Standorten in Europa, Asien und Amerika radiopharmazeutische Dienstleistungen und Produkte von der frühen Entwicklung bis zur Vermarktung an. Als das Unternehmen vor einigen Monaten verkündete, in der Tochtergesellschaft Pentixapharm AG, die am Standort Würzburg gegründet worden war, nun auch selbst radiomarkierte Diagnostika und Therapeutika entwickeln zu wollen, brach der Aktienkurs kurzzeitig ein.

Während auch an dieser Stelle häufig von dem großen Interesse von Pharma und Investoren am Radiopharmaziemarkt berichtet wurde, erschien den Aktionären wohl die gleichzeitige Belieferung von Pharmakunden mit Radioisotopen für deren Wirkstoffentwicklung und eine eigene Wirkstoffentwicklung als eher schädlich für die bisherigen und zukünftigen guten Geschäfte. Wer kauft schon gerne bei einem Konkurrenten, wenn es auch andere Anbieter gibt? So beäugten die Aktionäre das Engagement bei der Pentixapharm bis dahin eher kritisch. Das Tochterunternehmen wurde als Millionengrab gedeutet, die den Cash-Flow und die Ergebnisse der solide aufgestellten EZAG auf Jahre belasten würde. Der Kursrutsch war jedoch nur kurzfristig, als dann im März die Ankündigung der geplanten Abspaltung publik wurde, stieg der Kurs sogar wieder deutlich. Die Trennung erschien nun vielen wie ein Befreiungsschlag.

Mit dem jetzigen Beschluss ist dieser Weg nun formal beschritten und jeder EZAG-Aktionär wird demnächst für eine EZAG-Aktie zusätzlich eine Pentixapharm-Aktie in seinem Depot finden. Dazu wird eine Notierungsaufnahme per Abspaltung am Frankfurter Prime Standard angestrebt. Sie wird vermutlich mit einem öffentlichen Angebot verbunden sein, dass man durchaus als den langersehnten nächsten IPO der Branche ansehen kann.

Im Gespräch mit |transkript.de erläutert der Gründer und langjährige Vorstandvorsitzende der Eckert&Ziegler SE, Dr. Andreas Eckert, die weiteren Planungen. Er war im Herbst 2023 vom Vorstand der EZAG in den Aufsichtsrat gewechselt, weil er mehr „Beinfreiheit“ haben wollte. Unter anderem ging es darum, im Hintergrund der Pentixapharm zu helfen, der zuvor mit der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) ein kleiner Coup gelungen war. Sie hatte von der EMA grünes Licht für den direkten Sprung in eine zulassungsrelevante Phase III-Studie für ihr Radiodiagnostikum PENTIXAFOR erhalten. Die Abkürzung war möglich, weil Pentixapharm über eine Vielzahl von wissenschaftlichen Kooperationen bereits mehr als 1.000 Patientenbehandlungen vorweisen konnte, welche die Sicherheit und Wirksamkeit des Radiodiagnostikums belegten.

Das Gleiche vollzog nun vor wenigen Tagen die FDA, die der Pentixapharm AG ebenfalls eine sofortige Phase III-Studie genehmigte, weil die „hohe klinische Evidenz“ von PENTIXAFOR für die diagnosegeleitete Therapie von Bluthochdruckpatienten ausreichend belegt und der medizinische Nutzen immens sei. Das strahlende Molekül macht einen Oberflächenmarker auf der Nebennierenrinde sichtbar und hilft dem Operateur so bei der Entscheidung, ob und wo er eingreifen muss, um den hormonell verursachten Bluthochdruck durch die Abtrennung von Knoten in den Griff zu bekommen.

Mit sowohl einer genehmigten Phase III-Studie im Zulassungsbereich der EMA wie auch der FDA ist der frisch abgespaltenen Pentixapharm AG eine erfolgsversprechende Mitgift mitgegeben. Im Nachhinein fragten sich einige Aktionäre auf der Hauptversammlung daher, ob die Abspaltung wirklich eine so gute Idee gewesen sei. Das hässliche Entchen wäre eigentlich ein strahlender Schwan, im wortwörtlichen Sinne. Doch diese Messe, kommentierte Eckert, „ist nun gelesen“. Für die klinische Entwicklung werden finanzielle Mittel benötigt, die EZAG zu überfordern drohten. Es sei sinnvoller, sie über den Kapitalmarkt zu mobilisieren, am besten in den USA. Nach der Notierungsaufnahme in Frankfurt denke er daher auch über ein Dual-Listing mit ADR nach, wie man es bei BioNTech gesehen habe.

So könnte die Pentixapharm als eigenständiges Unternehmen eben doch vom hohen Interesse am Radiopharma-Sektor profitieren und sich das Geld für die Entwicklung von Diagnostika und Therapeutika unabhängig vom Mutterschiff beschaffen. Zu ihm wird Pentixapharm schon wegen der benötigten radioaktiven Wirkstoffe aber weiterhin eine enge Beziehung pflegen. Das „eigenständig“ muss dabei etwas in Anführungszeichen gesetzt werden, da die Eckert Wagniskapital und Frühphasenfinanzierung GmbH, die mehr als 30% der Aktien an der Eckert & Ziegler AG hält, auch Hauptaktionär der Pentixapharm AG sein wird. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat Andreas Eckert nun seinen Schwerpunkt auf dieses Spin-out verlegt.

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